Der französische Philosoph und Schriftsteller Michel de Montaigne (1533-1599) hat in seinen „Essaies“ zu Allem und Jedem kluge Sätze geschrieben (u.a. „Nur die Dummen haben sofort eine Überzeugung fertig.“ – wie wahr). Auch das Thema „Trunksucht“ wird ausführlich behandelt:
„Der ärgste Zustand des Menschen ist der, in dem er das Bewußtsein und die Beherrschung seiner selbst verliert. Und man sagt davon unter anderen Dingen, wie der gärende Most in einem Fasse alles, was auf dem Boden liegt, in die Höhe treibe, so bringe der Wein bei denen die sich ihm übermäßig hingegeben haben, die verborgensten Geheimnisse zum Vorschein”.
Auf einer Reise durch Süddeutschland gewann er einen Einblick in das Trinkverhalten der Deutschen, die sich nach seinen Beobachtungen sehr gern diesem „ganz und gar leiblichen und erdgebundenen Laster“ hingaben. Wobei ihm etwas auffiel:
„Die Deutschen trinken sozusagen jedes Gewächs mit dem gleichen Vergnügen. Ihnen kommt es mehr darauf an, es durch die Gurgel zu jagen, als es zu schmecken. Sie kommen dabei weit besser weg. Ihre Lust ist üppiger und leichter zur Hand”.
Den Franzosen bescheinigte er einen viel „zarteren Gaumen“ – was allerdings seiner Meinung nach nicht unbedingt von Vorteil sei:
„Wenn ihr eure Lust darin sucht, zur Gaumenweide zu trinken, so setzt ihr euch der Unlust aus, oft sauer zu trinken. Man muß eine gemeinere und anspruchslosere Zunge haben. Um ein guter Trinker zu sein, darf man keinen so zarten Gaumen besitzen.“
Na denn Prost!
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