„Zwischen Reichtum und Appetit besteht ein diabolisches Paradox. Viele Menschen beginnen ihr Leben arm und hungrig. Sie arbeiten hart, um diese Nachteile zu überwinden, und wenn sie schließlich genug Geld haben, um gut essen zu können, haben sie auch die Magengeschwüre, die sie sich beim allzu eifrigen Geldraffen geholt haben und können nun ihr Essen nicht mehr genießen.  Vor fünfundzwanzig Jahren verbrachte ich meine Abende hungrig auf der vierten Galerie der Wiener Staatsoper und schaute neidisch hinunter auf die reichen Leute im Parkett, die sich ein Abendessen bei Sacher leisten konnten. Heute sitze ich selber im Parkett, aber der Weg zu Sacher ist mir auf Anraten eines teuren Internisten verboten, und manchmal ertappe ich mich dabei, daß ich sehnsüchtig hinaufschaue zur Galerie, wo die jungen Menschen stehen, die nicht wissen, was das Wort <Diät> bedeutet.“

Joseph Wechsberg: Forelle blau und schwarze Trüffeln – Die Wanderungen eines Epikureers. Heimeran-Verlag 1979  (Originalausgabe 1953 New York)

Joseph Wechsberg: Diabolisches Paradox

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